Haus der deutschen Sprache
Deutsch - gestern und heute

Wo in der Welt wird deutsch gesprochen?

Weltweit zu hören – die deutsche Sprache

Von Holger Klatte

Dr. Georgios Chatzimarkakis, deutscher Abgeordneter im Europa-Parlament, fragte eine Gruppe deutscher Oberschüler: „Hat niemand von euch Wünsche für Europa? Verbindet keiner Hoffnungen mit Europa?“ Als keine Antwort kam, versuchte er, das Gespräch mit der Frage aufzulockern: „Was ist die am weitesten verbreitete Muttersprache in Europa?“ Achselzucken. „Englisch?“, flüsterte ein Mädchen fragend in den Raum. „Französisch“, meinte eine andere. „Es ist Deutsch“, sagte der Politiker.Hartnäckig hält sich die Legende, dass die deutsche Sprache beinahe die erste Amtssprache der Vereinigten Staaten von Amerika geworden wäre und dann vermutlich heute die Bedeutung hätte, die das Englische weltweit hat. Wie alle Legenden hat sie einen wahren Kern: 1794 beantragten Siedler im Bundesstaat Virginia, englische Bekanntmachungen auch ins Deutsche zu übersetzen. Immerhin stammten viele Einwanderer in den USA aus dem deutschsprachigen Raum, im Bundesstaat Pennsylvania sogar ein Drittel. Die Petition wurde abgelehnt. Den Rest der Geschichte möge man vergessen. Eine Abstimmung darüber, ob das Deutsche an die Stelle des Englischen treten könnte, hat es nie gegeben.

Dies ändert nichts daran, dass noch heute
über eine Million Menschen in den USA deutsche Dialekte als Muttersprache oder als Zweitsprache neben dem Englischen sprechen – immerhin ungefähr so viele, wie das Saarland Einwohner hat. Vor allem in den religiös geprägten Lebensgemeinschaften der Amisch und der Mennoniten der Alten Ordnung sowie bei den Hutterern ist Deutsch die Sprache des Alltags. Gepflegt wird in vielen Gemeinden eine Mischung aus verschiedenen deutschen Dialekten mit starken englischen Einflüssen: Pennsylvania Dutch. Einige deutschsprachige Zeitungen erscheinen noch heute.
D-A-CH(Deutschland, Österreich, Schweiz)
Karte Deutschland in Europa Der weitaus größte Teil der weltweit über 110 Millionen Menschen, die Deutsch als Erst- oder als Zweitsprache sprechen, lebt natürlich in Europa: etwa 101 Millionen. Die Amtssprache der Bundesrepublik Deutschland stellt zusammen mit dem österreichischen Deutsch, welches über sieben Millionen Österreicher sprechen, die größte Sprachgemeinschaft in der Europäischen Union dar. Hinzu kommen das Schwyzerdüütsch bzw. das Standarddeutsch von 4,8 Millionen Schweizern.
Die verbindende Sprachform dieser drei Länder bildet die deutsche Schrift- und Standardsprache. Umgangssprachen und gesprochene Dialekte unterscheiden sich teilweise sehr voneinander. Einzelne Laute klingen anders, werden manchmal sogar anders geschrieben, und viele Wörter finden wir im Bairischen, die es z.B. im Westfälischen oder im Sächsischen nicht gibt. Das Deutsche ist ein gutes Beispiel dafür, dass Sprach- und Staatsgrenzen nicht übereinstimmen müssen. Nicht einmal die mundartlichen Varianten halten sich an Nationalitäten.OberdeutschSo wird in Österreich und in großen Teilen Bayerns ein gemeinsamer Dialekt gesprochen: das Bairische. Zusammen mit dem Süden Deutschlands und der deutschsprachigen Schweiz gehört es zum Oberdeutschen. Ein großer Teil des Wortschatzes eint dieses riesige Gebiet und grenzt es gegen Mittel- und Norddeutschland ab. Während man im restlichen Sprachgebiet Junge, Hacke und dieses Jahr sagt, spricht man im Süden von Bub, Ferse und heuer. In Österreich werden hochsprachliche Formen nur in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens wie Rundfunk, Kirche, Schule verwendet. Der Dialekt ist lebendiger als in anderen Regionen, in denen Deutsch gesprochen wird.
In der Schweiz sprechen 63 Prozent der Bevölkerung Deutsch als Muttersprache. Neben Italienisch, Französisch und Rätoromanisch ist es eine der vier Amtssprachen des Landes. Wer jedoch die Schweiz kennt, weiß, dass längst nicht alles, was gesprochen wird, für hochdeutsch „geeichte“ Ohren verständlich klingt. Die Sprachensituation in der Schweiz unterscheidet sich markant von derjenigen der anderen deutschsprachigen Gebiete: Karte Deutsch in der SchweizDie Sprachen der Schweiz
Das Schweizer Hochdeutsch als Standardsprache steht neben den Schweizer Dialekten. Der Deutschschweizer spricht Mundart oder Standardsprache quasi als zwei Sprachen innerhalb einer. Die Standardsprache kommt vor allem in geschriebener Form vor, im mündlichen Gespräch überwiegt das Schwyzerdüütsch (zur aktuellen Situation des Deutschen in der Schweiz).Das Gebiet der oberdeutschen Dialekte endet an einer Linie, die sich, stark vereinfacht, von Düsseldorf aus nach Osten ziehen lässt und es von den niederdeutschen Gebieten abgrenzt.In der nördlichen Hälfte Deutschlands wird das Niederdeutsche heute vor allem als Dialekt verwendet. Die jüngeren Generationen sprechen fast ausschließlich hochdeutsch.NiederdeutschDies war einmal anders. Vom ausgehenden Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert hatte das Niederdeutsche eine wichtige Bedeutung für die Hansekaufleute in Europas Norden und Nordosten sowie für deutsche Minderheiten in Skandinavien, in Ostpreußen und im Baltikum. Es war eine vollgültige Schriftsprache mit bedeutenden Gebrauchstexten im Rechtswesen, in der Religion und dem Handwerk. Der Wechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen vollzog sich in einigen Regionen erst im 18. Jahrhundert. Begünstigt durch die Reformation setzte sich die hochdeutsche Standardsprache im städtischen Schriftverkehr durch. Seit einigen Jahren gibt es in Norddeutschland aber Versuche, das Plattdeutsche wieder als Minderheitensprache anzuerkennen und zu fördern.
Karte Ober- Mittel- Niederdeutsch
Oberdeutsches, mitteldeutsches und niederdeutsches Dialektgebiet
Deutsch – wo sonst noch?Deutschland (D), Österreich (A) und die Schweiz (CH), die D-A-CH-Länder, sind bei weitem nicht alle europäischen Staaten, in denen die Bevölkerung oder ein Teil von ihr Deutsch als Muttersprache spricht. Um die Herkunft dieser in Zahlen meist nur kleinen Gruppen und die Gründe für die Bildung von Sprachinseln zu erklären, ist ein Blick in die Vergangenheit notwendig.Seit dem Mittelalter siedelten sich Bauern, Bergleute, Handwerker und Kaufleute aus dem Westen in großen Teilen Osteuropas an, um religiöse Freiheit zu finden, Handel zu treiben und zu arbeiten. Das geschlossene deutsche Sprachgebiet wurde in der Zeit vom 8. bis zum 14. Jahrhundert nach Osten über Elbe und Saale und über die Donau ausgedehnt bis nach Ostpreußen, Schlesien und in das Gebiet der heutigen Slowakei hinein. Die Siedler wurden von geistlichen und weltlichen Landesfürsten angeworben.Die Ränder Böhmens wurden im 12. und 13. Jahrhundert besiedelt, im 13. und 14. Jahrhundert Pommern, dessen slawische Bevölkerung zu dieser Zeit noch Pomoranisch sprach. Über den Ostalpenraum kamen die Siedler in die Slowakei und nach Mähren.Nur Deutsch in Deutschland?
 Ortsschild Bautzen Das Sorbische, eine slawische Sprache, die in der Gegend um Bautzen und Cottbus gesprochen wird, ist der letzten Rest der früheren Slawischsprachigkeit dieser Region. Sprachinseln und neue Dialektgebiete entstanden, so dass sprachlicher Austausch und das gegenseitige Erlernen von Fremdsprachen zwischen deutschen und anderen Bevölkerungsgruppen jahrhundertelang die Normalität waren.
Auch die Bewohner der Schleswiger Region in Nordfriesland haben nach einem Volksentscheid 1920 in Folge des Versailler Friedensvertrags die Grenze neu gezogen. Dadurch bekamen die Dänen eine kleine deutsche Minderheit – mit heute mehr als 15.000 Angehörigen. Südlich der Grenze lebt eine dänischsprachige Volksgruppe im deutschen Landkreis Schleswig.Einen tiefgreifenden Einschnitt bildete die Einsetzung des Deutschen als Amtssprache durch den Habsburger Kaiser Joseph II. (1741–1790). Deutsch wurde ab 1776 an den Schulen in seinem vielsprachigen Herrschaftsgebiet, das neben dem heutigen Österreich auch Ungarn, Teile Polens, Tschechien, die Slowakei und den größten Teil des Balkans umfasste, gelehrt. Dies geschah übrigens häufig gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung, so dass die Einstellung zur deutschen Sprache in einigen Regionen, z.B. in Ungarn und in Böhmen, litt.

Die Zarin aus Stettin

Katharina II.

Über das geschlossene deutsche Sprachgebiet hinaus lebten und leben Deutschsprachige inmitten anderssprachiger Bevölkerung im Osten und Südosten Europas. Vielen waren einem Aufruf der russischen Zarin Katharina II. von 1763 gefolgt. Sie stammten aus fast allen deutschsprachigen Landschaften vom Küstengebiet bis in die Schweiz. Sprachinseln entstanden u.a. in St. Petersburg, in der Ukraine, am Schwarzen Meer, an der Wolga und im Kaukasus. 1924 gründete ein Teil dieser Auswanderer sogar eine eigene Sowjetrepublik, die „Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen“ mit über 600.000 Bewohnern. 1941, nach dem Angriff des nationalsozialistischen Deutschlands auf die Sowjetunion, wurde sie aufgelöst.

Zarin Katharina II

(„Die Große“, 1729-96)

Die Weltkriege und ihre Folgen für das DeutscheDie Neuordnung Europas nach 1918 veränderte auch die Situation der Deutschsprachigen im Osten. Die Friedensverträge brachten einer Reihe von Staaten Selbständigkeit: Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien. Der österreichisch-ungarische Vielvölkerstaat fiel auseinander. Millionen Deutschsprachige gerieten, meist ungefragt, in eine ähnliche Situation wie die vorher von Deutschland und Österreich unterdrückten oder ignorierten nichtdeutschen Bevölkerungsteile.Grundlegend verschoben haben sich diese Sprachenverhältnisse aber erst mit dem Ende des 2. Weltkrieges. Über zwölf Millionen Menschen wurden nach den Allierten-Konferenzen von Teheran, Jalta und Potsdam deportiert, umgesiedelt oder vertrieben.In Polen, vor allem in der Gegend um Oppeln (poln. Opole) in Schlesien, leben noch 153.000 Deutschsprachige. Es erscheinen ein paar Zeitungen auf Deutsch, und in einigen Städten sind die Ortsschilder zweisprachig. In der litauischen Hafenstadt Klaipeda (ehem. Memel) und auf der Kurischen Nehrung finden sich noch einige Litauer, die deutsch sprechen.Die deutschsprechende Bevölkerung wurde vielerorts jahrzehntelang unterdrückt und die jüngeren Generationen von der nationalen Mehrheit größtenteils eingegliedert. Vertreter der deutschen Minderheiten sind meist über 50 Jahre alt. In Ungarn ist der Wechsel zum Magyarischen weiter vorangeschritten, obwohl Gesetze zum Schutz der Minderheiten erlassen wurden. Die Gruppe der Ungarndeutschen umfasst heute noch knapp 250.000 Menschen.Besonders hart traf es nach Kriegsende die Deutschen in Böhmen und Mähren. 90 Prozent der Deutschböhmen (erst seit 1900 wird die Bezeichnung Sudetendeutsche verwendet) wurden umgesiedelt und damit das über 700jährige Zusammenleben der beiden Bevölkerungsgruppen beendet.An die 5.000 Menschen sprechen im Westen der Ukraine, in Transkarpatien, heute noch deutsch, genauer: alte, deutsche Dialekte.

Frühere deutschsprachige Gebiete in Böhmen, Mähren und Schlesien (Quelle: http://brandenburg.rz.fhtw-berlin.de/benes_dekrete.html)

 

Frühere deutschsprachige gebiete in Böhmen, Mähren und Schlesien (Quelle: http://brandenburg.rz.fhtw-berlin.de/benes_dekrete.html)

Sowjetunion/Russland
Die Muttersprache der Nachfahren deutscher Auswanderer ist wie ein archäologisches Fundstück, ihre Erforschung kommt einer Zeitreise gleich, weil solche Sprachinseln manchmal wie eine Momentaufnahme der Redeweise sind, die zum Zeitpunkt der Auswanderung verwendet wurde. Verschwinden werden in einigen Jahren auch die einst bevölkerungsstarken deutschen Minoritäten in der früheren Sowjetunion. Viele sind in den vergangenen Jahrzehnten als „Russlanddeutsche“ nach Deutschland ausgewandert.  ältere Frauen
Nur die Älteren, die heute von dort zurückkehren, sprechen noch deutsch. Ihre Kinder und Enkel müssen das Idiom ihrer Ahnen als Fremdsprache lernen, was zu den derzeit aktuellen Problemen ihrer Integration und Sozialisation in den deutschen Großstädten führt. Ihre Eltern und Großeltern und deren Vorfahren, die zumeist im 18. und im 19. Jahrhundert Gebiete in der Wolgaregion, im heutigen
Georgien und am Schwarzen Meer gesiedelt hatten, wurden 1941 als Staatsfeinde nach Sibirien und nach Kasachstan deportiert, so auch die Bewohner der Republik der Wolgadeutschen.
 Siedlung GeorgienNachfahren deutscher Auswanderer und ihre Siedlung in Georgien (Quelle: privat)
Balkan Eine besondere Stellung hat die deutschsprachige Minderheit in Rumänien. Sie existiert bereits seit dem Mittelalter. Einwanderer aus dem fränkischen Sprachraum und dem Rheinland wurden von 1141 an von dem ungarischen König Geysa II. angesiedelt und lebten über mehrere Jahrhunderte auf einer geschlossenen Sprachinsel. Von diesen sogenannten Siebenbürger Sachsen gab es zusammen mit den Donauschwaben, die auf österreichisch-ungarische Ansiedlungen des 17.–19. Jahrhunderts zurückgehen, über 500.000. Obwohl sie nach 1945 von Vertreibungen weitgehend verschont geblieben sind, leben heute nur noch knapp 60.000 Menschen in Städten wie Herrmannstadt (rum. Sibiu), Schässburg (rum. Sighisoara) oder Neppendorf (rum. Turnisor), die das Deutsche als Muttersprache erhalten haben. Viele wandern nach Österreich und nach Deutschland aus oder passen sich in ihrer Sprechweise der rumänischen Mehrheit an.Die beiden Weltkriege hatten und haben zwangsläufig ungünstige Folgen für die Verbreitung der deutschen Sprache in Welt. Das Gebiet, in dem Deutsch als Amtssprache in Europa gesprochen wurde, hat sich beträchtlich verkleinert. Deutsche Schulen im Ausland wurden zum größten Teil geschlossen. In Israel galt das Deutsche lange Zeit als „Unsprache“. Immerhin genießen die deutschsprachigen Minderheiten in den meisten Staaten heute Schutzrechte und werden unterstützt.JiddischErwähnt werden muss hier auch das Jiddische, eine westgermanische Sprache auf der Grundlage der rhein-fränkischen Mundart mit vielen Entlehnungen aus dem Hebräischen und aus den slawischen Sprachen. Nach Schätzungen sprachen vor 1933 12 Millionen Juden in Europa jiddisch. Heute erinnern Wörter wie Kittchen, mogeln und Kohldampf daran, dass diese Sprache über Jahrhunderte gepflegt wurde.
Deutsch – amtlich nicht nur unterm D-A-CHEinen offiziellen Status als Amtssprache hat Deutsch in einigen mehrsprachigen Staaten Europas. Als Regionalsprache anerkannt ist es in Ostbelgien. Das deutschsprachige Gebiet wurde 1963 offiziell festgelegt. Es besteht aus zwei geschlossenen Regionen an der deutschen Grenze um Eupen und St. Vith und der Provinz (nicht der Stadt) Liège/Lüttich. Insgesamt geben über 70.000 Belgier an, dass die niederfränkisch-limburgische Mundart ihre Muttersprache ist.
Im kleinen Liechtenstein ist es gar das einzige offizielle Idiom. Die meisten Luxemburger beherrschen Deutsch als zweite Sprache auf hohem Niveau. Das luxemburgische Standarddeutsch, das Letzeburgerische, ist von zahlreichen französischen Einflüssen gekennzeichnet.
Eine Minderheitensprache ohne besondere Privilegien ist das Deutsche bei einem Teil der Bevölkerung des Elsaß und Lothringens. Seit dem Dreißigjährigen Krieg gehörte die Region abwechselnd zu Frankreich und Deutschland. Heute wird das Elsässische und das Lothringerfränkische kaum noch im öffentlichen Leben gebraucht. Die Jüngeren beherrschen die Dialekte meist nur noch passiv.
In Italien ist Deutsch nicht nur eine in Badeorten häufig zu vernehmende Sprache. In Südtirol ist es eine der Amtssprachen. Vor allem in den ländlichen Regionen um Meran und Bozen trifft man häufiger deutsche als italienische Muttersprachler, insgesamt über 300.000. Die Minderheitenpolitik in der Region wird als Vorbild für das Zusammenleben verschiedener Sprachgruppen angesehen, wie auch die im dänisch-deutschen Grenzbereich (s.o.).Deutsch in ÜberseeEine Kolonialsprache, die in größerem Maße auf andere Kontinente übertragen wurde, war das Deutsche nie. Bei der Entdeckung und Ausbeutung der neuen Welt und bei der Gründung von Kolonien spielte das Deutsche, aus heutiger Sicht erfreulicherweise, keine große Rolle.Die ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika, die nach dem 1. Weltkrieg unabhängig wurden oder auf andere Kolonialherren übergingen, zeigen aber Spuren einer von der deutschen Sprache geprägten Vergangenheit.Den Status einer Verkehrsprache hat Deutsch noch in Namibia, das als „Deutsch-Südwestafrika“ von 1884 bis 1915 Kolonie des Deutschen Reiches war. Es war die deutsche Kolonie, in der sich eine nennenswerte Zahl an deutschen Siedlern niederließ. Heute geben noch an die 20.000 an, dass sie Deutsch als Muttersprache sprechen. Sie sind größtenteils Farmer und leben teilweise schon in der vierten Generation in Namibia.
Deutschsprachige Minderheiten gibt es aber auch in anderen überseeischen Gebieten.
In Brasilien siedelten sich Deutsche im 18., die meisten aber im 19. Jahrhundert an. Sie haben heute über drei Millionen Nachfahren, die vor allem in der Gegend um Rio Grande do Sul im Osten des Landes leben und teilweise zweisprachig sind. Kirchgänger können Gottesdiensten in deutscher Sprache zuhören, und in ländlichen Gebieten kann man auch auf Deutsch einkaufen.
 Hinweisschilder in Namibia auf deutsch
Beschilderungen in Namibia (Quelle: wikipedia.de)
Viele jüdische Emigranten sowie Deutschstämmige aus der ehemaligen Sowjetunion wanderten im 20. Jahrhundert in südamerikanische Länder aus. Teilweise pflegen sie ihren Dialekt weiter. Die angeblich älteste deutschsprachige Siedlung in Argentinien wurde von Schweizern gegründet. In Esperanza nördlich von Buenos Aires hört man heute noch Schwyzerdüütsch.  Ankunft deutscher Siedler in Rio Grande do Sul
In Kanada gaben 1986 noch fast eine halbe Million Personen an, dass sie Deutsch als Haussprache verwenden. Aber trotz einiger Medien, die dort noch erscheinen, geht der Gebrauch des Deutschen zurück. 1867, bei Gründung der kanadischen Konförderation, sollen etwa 200.000 Deutschsprachige in Kanada gelebt haben.Nach Australien erfolgte eine massenhafte Einwanderung Deutschsprachiger erst von der Mitte des 20. Jahrhunderts an. 1981 zählte man 111.000 Australier, die im deutschsprachigen Europa geboren waren. Allerdings leben sie nicht in zusammenhängenden Siedlungsgebieten, sondern assimilieren sich (auch sprachlich) der übrigen Landesbevölkerung schnell.Auf vier KontinentenWir treffen sie also auf vier der fünf Kontinente, die deutsche Sprache. Manchmal ist es etwas gewagt, die Sprache der einen oder anderen Minorität „deutsch“ zu nennen. Durch den Einfluss anderer Sprachen und den Zeitpunkt der Auswanderung unterscheiden sich diese Sprechweisen z.T. stark von der Standardsprache.In ähnlicher Weise abhängig von der Geschichte und von den politischen Gegebenheiten eines Landes ist die kulturelle Zugehörigkeit der deutschsprachigen Gruppen. Sie lässt sich oft nur für den Einzelfall beschreiben.Dies tun:- Born, Joachim / Dickgießer, Sylvia, Deutschsprachige Minderheiten. Ein Überblick über den Stand der Forschung für 27 Länder. Remscheid 1989.- Kittel, Manfred u.a. (Hrsg.), Deutschsprachige Minderheiten 1945. Ein europäischer Vergleich. München 2006.- Polenz, Peter v., Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Bd. 1. Einführung. Grundbegriffe Deutsch in der frühbürgerlichen Zeit. Berlin – New York 1991.